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Alpentour 2012

Alpentour 2012

Mit dem Motorrad in einer Woche von Wien nach Monaco und wieder retour über viele schöne Alpenpässe. Eine etwas längere Tour verlangt einen etwas längeren Bericht. Gesamtstrecke rund 4000km mit etwa 70.000m Höhenmetern.

Die Tour:

Das Höhenprofil der Tour:

 

Tag1: (10.Juli 2012)
Am 10. Juli 2012 startete ich meine Alpentour. Auf die Reise habe ich mich seit dem Winter gefreut und sollte von Wien über viele schöne Alpenpässe den fast gesamten Alpenkamm bis nach Monaco und wieder retour führen. Leider endete die Reise 150km vor dem Ende in Bruck/ Mur, aber dazu später mehr. Gegen 7:30 ging´s los Richtung Westen. Rasch in die Berge , also 200km über die Autobahn bis nach Vorchdorf. Dann runter von der Autobahn auf die Bundesstraße entlang des Traunsee´s , zum Attersee , Wolfgangsee, Fuschlsee , Wiestalstausee , durch Hallein , denn das erste Ziel war die Roßfeldstrasse. Auf der Roßfeldstrasse hat es leicht geregnet, war aber weiter nicht störend. Eigentlich war gutes Motorradwetter. Zurück nach Österreich über Kufstein nach Innsbruck und dann durch das idyllische Kühtai (Vorsicht – viele Kühe auf der Strasse). Mein Ziel – Pfunds – erreichte ich um 17:00 Uhr und die letzten 15km bekam ich dann noch eine Gratisdusche, denn es begann wie aus Kübeln zu schütten. Also noch eine halbe Stunde an der Tankstelle unterstellen und abwarten. Um 17:30 Uhr und nach 648km gefahrenen Kilometern erreichte ich mein Quartier.

Traunsee:

Tag 2 : (11.Juli 2012)
Hurra ! Berge ! In der Schweiz war ich ja eigentlich eh erst vor 2 Jahren, aber es gab doch den einen oder anderen Pass , den ich in der Ostschweiz noch nicht gefahren war (z.B. den Albula , der war 2010 gesperrt) Also auf zum Albula-Pass , wo man mit Glück die bekannte Albula-Bahn sehen kann (eine sehenswerte Schmalspurbahn mit vielen Viadukten die in Kreisbogen verlaufen). Und manchmal sogar Einräder die den Berg erklimmen. Die Schleife beendete ich mit der Überquerung des Julierpasses. Weiter im Zick-Zack Kurs Richtung Norden über den Splügenpass (welcher mich immer wieder begeistert) und zurück Himmelrichtung Süden über den San Bernardino. Schön kühl und angenehme Temperaturen hatte es auf rund 2000m Seehöhe. Vom San Bernardino kommt man dann in das Tal in der Gegend von Roveredo mit einer Seehöhe von rund 250m ü.d.M, wo es deutlich wärmer wurde. Also rasch wieder in die Berge. Als nächstes erklomm ich den Lukmanierpass , zum Stausse Lai da Sontga Maria und den Oberalppass. Nicht nur die Oberalpstraße, sondern auch die Bahn schlängelt sich auf der Westseite vom Oberalpsee den Berg hinunter, wo man beeindruckende Wasserfälle und Schluchten besichtigen kann. Landschaftlich sehr schön und sehenswert. Sogar eine alte Postkutsche machte mit Pferdegespann die Straße unsicher. Als dann noch das Posthorn im Tunnel geblasen wurde, fühlte ich mich um einige Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückversetzt. Nächstes Ziel war der Sustenpass über den Steingletscher. Genau hier erwischte mich dann ein Regenschauer, also Regengewand überstreifen und schnell nach unten, denn es war auf einmal sehr kühl geworden. Die Uhr zeigte mittlerweile auch bereits 18:00 Uhr. Die erstbeste Gelegenheit zur Nächtigung wurde angesteuert. In einem netten Landgasthof konsumierte ich noch 2 Bier mit einer Käseschnitte und beendete meine Tagesetappe nach 477km.

 

 

Tag 3: (12. Juli 2012)
Die 3. Tagestour begann mit dem entlang cruisen am Brienzersee und Thunersee auf einer Seehöhe von rund 580m ü.d.M. Der nächste nennenswerte Pass war der Col de la Croix mit einer Höhe vom 1778m. Über die Route de la Forclaz war ich dann bald an der französischen Grenze angelangt und in Charmonix-Mont-Blanc angelangt. Ab Chamonix umkreiste ich den Mont Blanc auf der Westseite und konnte beim Überwinden der „Hügel“ (alle doch um die 1500m) immer wieder einen imposanten Blick auf die höchsten Gipfel der Alpen erhaschen . Durch Le Saisies führte die Route, einem beliebten Skiort, genannt auch Schneespeicher der Savoyer Alpen, in einem Hochtal auf rund 1650m gelegen. Dann weiter vorbei am Lac de Roselend, eine imposante Talsperre, immerhin die 4. größte von Frankreich weiter Richtung Bourg-Saint-Maurice über Strassen, die im Winter immer gesperrt sind. Der Pass Col del la Madeleine und der Col du Glandon war ein echter Höhepunkt. Hier habe ich gemerkt, dass ich mich mehr für Radsport interessieren sollte. Denn die Route der Tour-de-France führte zu dem Zeitpunkt in der Gegend über die Alpen. So viele Wohnmobile aus aller Welt habe ich noch nicht mal auf einer Messe, geschweige denn an einem Ort versammelt gesehen. Leute zelteten am Straßenrand, standen und fuhren mit Wohnmobilen auf dem Pass kreuz und quer – standen ratlos im Weg herum. Eine echte Herausforderung denn, ich musste um die Wohnmobile fast mehr Kurven fahren, als der Pass eigentlich zu bieten hatte. Oben angekommen allerdings ein schöner Ausblick (abgesehen von den von Wohnmobilen belagerten Straßenrand). Eigentlich wollte ich noch den Col du Mollard in einer Schleife mitnehmen, aber es war bereits später Abend und ich verkürzte die Tour so direkt über den Col du Glandon Richtung Grenoble. Außerdem hatte es zu regnen begonnen und ich war bereits durchnässt. Ich begab mich dann auf die Suche nach einer Herberge. Allerdings befand ich mich anscheinend in einer etwas ungünstigen Lage, was Hotels anbelangte. Ich kreiste in der Gegend von Saint-Julien-Mont-Deni und konnte eigentlich nichts Vernünftiges zum Nächtigen finden. So entschloss ich mich kurzerhand die rund 30km zurück nach Grenoble zu fahren und dort zu übernachten. Na gut, ein Hotel in einer Stadt – wird wohl etwas teurer sein. So musste ich 92.- EUR für die Nacht mit Frühstück hinblättern. Aber wenigstens mein Bike war auf dem hoteleigenen, videoüberwachten Parkplatz gut versorgt. Zahlen musste ich auch im Voraus. Naja, es war eher ein Businesshotel. Und ich im Ledergewand und Stiefel am späten Abend dort zu Rezeption, es war mittlerweile 20:45Uhr, dachte das Personal wohl eher an einen Überfall, als an einen Gast. Nach 555km endete um 21:00 Uhr der dritte Tag meiner Alpentour.

 

 

 

Tag4: (13.Juli 2012)
Von Grenoble wählte ich die schnellste Route nach Allemond, dort dann jedoch die Bergstrassen. Dann war ich bereits im schönen Nationalpark Ecrins. Wunderbare Berglandschaften mit schneebedeckten Berggipfeln die durchfahren werden und wenn man die Nebenstraßen über die Berge wählt hat man einen wunderbaren Blick auf den Lac de Serre-Ponco. Ein 20km langer Stausee mit einer Oberfläche von 29 Quadratkilometern. Der weitere Verlauf meiner Fahrt führte mich entlang des Tales, begleitet vom Wildwasserfluss Ubaye, der den Stausee speist. Wieder hatte ich einen Pass vor mir. Den Col d Allos bereits im Nationalpark Mercantour gelegen. Der Nationalpark hat mich förmlich überwältigt. Und schon wieder hatte ich 2200 Höhenmeter erreicht. Sehr abwechslungsreiche Gesteinsschichten, einmal ganz Hellgrau und kahl, dann wieder bewaldet oder grün wie in Irland wechseln ständig. Aber am meisten überwältigt hat mich die Strecke von Guillaumes nach Daluis und hier besonders die Schlucht Gorges de Daluis. Die in der Sonne dunkelrot leuchtenden Felsen, die auf einmal wie angemalt und umgefärbt wirken, wo die Straße durch 17 kleine Tunnels führt und immer wieder einen Blick in die Schlucht erlauben. Hier muss man fast alle 100 Meter stehen bleiben und die Natur genießen. Hier kann man nur staunen und genießen, was Mutter Natur erschaffen hat. Langsam werden die Berge niedriger, denn bis zum Meer ist es nicht mehr weit. Also noch über den Col Saint Michel, mit knapp 1000m ü.d.M (eigentlich ein Hügel) war ich meinem Endziel für Tag 4 schon sehr nahe. Und es war unglaublich zu spüren wie auf einmal, von einem Höhenmeter zum anderen, den man nach unten fuhr, ein Temperaturunterschied von etlichen Graden zu spüren war. Da ich mich nun meinem Umkehrpunkt der Reise näherte, und ich direkt in Monaco nicht nächtigen wollte, suchte ich ca. 40km vor Monaco, (es war ca. 19:00 Uhr) ein Quartier. An dem Tag hatte ich 455km als Tageskilometer zu verzeichnen, die eine unbeschreiblich vielfältige Landschaft zu bieten hatte.

 

Tag5 (14.Juli 2012)
Erstes Zwischenziel am Tag 5 war Monaco. In einer knappen Stunde erreichte ich das Fürstentum. Eine Hafenbesichtigung , wo ein paar „größere Ruder und Tretboote“ geankert hatten , den Fürstenpalast besichtigte ich nur im Vorbeifahren , das Casino und die berühmte Kurve Mirabeau (bekannt aus F1-Rennen) waren meine Sightseeing Punkte. Es ist unglaublich, wenn man diese Straßen und besonders den Tunnel in Monaco sieht, dass hier F1-Rennen mit diesen hohen Geschwindigkeiten gefahren werden. Wohlhabende Menschen überall auf der Straße. Sogar 14-15 jährige Mädchen sind mit Schmuck behangen, der vermutlich mehr Wert ist als ich in einem Jahr verdiene. Aber ein sehr lebhafter sehenswerter kleiner Staat. Die ansteigenden Temperaturen ließen mich dann aber schnell wieder den Weg in die viel schöneren Berge wählen. Die Anreise nach Monaco über die Alpen wählte ich eher westlich orientiert, also führte der Rückweg über die östliche Hälfte des Alpenkamms. Also wieder in Richtung „Route des Grandes Alpes“. Dort wurden zum franz. Nationalfeiertag (14. Juli) in vielen Orten Feiern abgehalten. Es wurden Paraden mit Einsatzfahrzeugen bis hin zu Panzern vorgeführt. Der erste Pass Richtung Norden war der Col de Turini, dann der Col Saint Martin und zur Mittagzeit erreichte ich wieder diese atemberaubenden roten Felsformationen. Auf der Durchfahrt des Nationalparks überwindet man die Pässe Col de la Bonette , Col de Vars, Col d´ Izoard , Col du Galibier. Alle mitsamt wunderschöne, hochalpine Pässe. Um 18:30 erreichte ich Modane wo ich nach 419 gefahrenen Kilometern ein weiteres mal nächtigte, aber schlecht einschlief weil der Nationalfeiertag mit einem 1,5 stündigen Feuerwerk ausgiebig in Modane gefeiert wurde.

 

 

 

 

Tag 6 (15.Juli 2012)
Der sechste Tag sollte eine nette Überraschung mit sich bringen, was ich allerding als ich um 08:00 Uhr losfuhr noch nicht ahnen konnte. Nach einer halben Stunde zogen leichte Gewitterwolken auf, also hinein ins Regengewand und in die Winterhandschuhe. Es hatte auch nur kühle 10 Grad im Tal. Eine weitere halbe Stunde später war es gut, dass ich mich auf Regen eingestellt hatte. Es wurde immer kühler, umso höher ich kam. Der Col de L ´Iseran ist mit 2770m doch etwas hoch und es könnte da oben frisch werden dachte ich mir. Ja – es wurde auch frisch, und zwar so, dass es geschneit hat. Leider kann ich über die Landschaft des Passes hier nichts schreiben, da schlichtweg die Sichtweite oft nur 50m betrug und Schneetreiben herrschte. Auf 2770m Seehöhe angelangt nur schnell ein Foto als Erinnerung. Doch den Auslöser zu drücken fiel mir schwer, da ich bereits kein Gefühl mehr in den Fingern von der Kälte hatte. Gemessene -6 Grad Celsius (gefühlte -30, und am Vortag noch +29 in Monaco). Es war einfach sehr ungemütlich da oben – also rasch weiter in Richtung Val d´Isere. Auch dort noch leichter Schneefall. In tieferen Gefilden angekommen wärmte ich mir die Finger kurz am Motorblock auf und weiter ging die Reise. Über den Col du Pett Saint-Bernard kurz durch Italien zum großen San Bernardo. Der große San Bernardo macht wirklich mächtig Spaß. Schöne, zügig zu fahrende Kurven, die ich voll genossen habe. Bis….. ja bis auf einmal am Ende des Passes die Straße gesperrt war. Etliche Biker und Autos standen bereits vor der Straßensperre. Also mal fragen ob jemand weiß was los ist. Angeblich sollte die Sperre 3-4 Stunden dauern, den Grund kannte aber niemand. Kurz überlegt welche Alternativen möglich wären. Durch den Tunnel des Gr.St. Berhard ist keine Alternative, weil fad. Die große Runde rund um den Mont Blanc ist einfach zu weit und durch den Mont Blanc Tunnel kam auch nicht in Frage. Also einmal Pause , die noch übrigen Schnitten verzehren und warten. Vielleicht dauert´s ja doch nicht so lange. Und tatsächlich, nur rund 30 Minuten Wartezeit und die Straße war frei. Also über die Gebirgsketten nach Martigny ,durch das Tal entlang an vielen Bergen mit über 4000m zum Nufenenpass . Vorbei am St. Gotthard , hinunter zum Comosee. Um 20:00 Uhr nach 535km durfte nun meine TDM auch mal Pause machen und der Tag fand am Comosee seinen Abschluß.

 

 

 

 

Tag 7 (16. Juli 2012)
Start um 08:45 - Entlang des Comosee´s zur Urlaubszeit ist natürlich sehr viel Verkehr. Das Tal entlang bis nach Tirano war auch extrem mühselig zu fahren bei viel Verkehr. Aber dann kam ja der Berninapass und ich durfte wieder gesunde Höhenluft schnuppern bevor ich Livigno erreichte. Dieser malerische Ort auf der 1800m hohen Hochebene ist immer wieder verzaubernd. In Livigno zweigte ich zum Foscagno-Pass ab, denn auch wenn ich zwar das Stilfserjoch schon x-mal gefahren bin, wollte ich es auf der Heimreise wieder fahren. Und es war gut so, denn es war so herrliches Wetter mit freier Sicht auf die Gipfel von Ortler und Co. Dort musste ich an dem Tag eine Zeit verweilen, weil einfach das Wetter so schön war. Für den Verzehr einer (laut Angabe des Standbetreibers)“ besten Wurst mit Kraut und Brot von Europa“ nahm ich mir gemütlich Zeit und genoss den Ausblick. Dann ab nach Meran, zum Jaufenpass. Durch das Pustertal und Lesachtal verschlug es mich um 19:15 Uhr nach Tröpolach in Kärnten wo ich die letzte Nacht verbringen wollte. 513km waren es an diesem Tag.

 

Tag 8 (17.Juli 2012)
Der letzte Tag der Alpentour war gekommen. Nur mehr 450km nach Hause, also gemächlich wollte ich in den Tag starten. Ein 2 stündiges Frühstück bis 10 Uhr, mit dort getroffenen Bikern, sollte den gemütlichen Tag eröffnen. Also Richtung Wörthersee , durch das Gurktal , über Flatnitz nach Murau. Das Ende der Tour war bereits in Sicht und die letzten 220 Kilometer wollte ich dann mit einer Autobahnfahrt beenden. Bereits gedanklich zu Hause ändert sich alles plötzlich, wenn man mitten in einem Autobahntunnel (Tanzenbergtunnel – 150km von zu Hause entfernt) plötzlich einen drückenden Schmerz in der Brust verspürt, begleitet von Schwindelgefühl. Gar nicht gut in einem stark befahrenen Tunnel auf einem Motorrad. Also rasch handeln und in die nächste Pannenbucht, bevor man vom Bike fällt. Dort angekommen erst mal tief (die schlechte Tunnelluft) einatmen, etwas trinken, kurz hinsetzen, vielleicht ist es ja ein kurzes Kreislauftief und nach 15 Minuten geht´s weiter. Tja – da hab ich die Rechnung ohne der Tunnelaufsicht gemacht. In einem videoüberwachten Tunnel bleibst du nicht lange unbemerkt in der Pannenbucht sitzen. Nach etwa 10 Minuten stand Polizei und Notarzt neben mir. (Benachrichtigt von der Tunnelwacht) Und so kam es, dass ich nach dem ich dem Notarzt meine Beschwerden geschildert hatte, gleich mit Blaulicht ins LKH-Bruck gebracht wurde. Bei der Ankunft in der gefäßchirurgischen Ambulanz (im Leder mit Stiefel und Helm) scherzten noch ein paar Ärzte – „Mit dem Patienten seid ihr sicher hier falsch“ Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste und so wurde ich dann gründlichst untersucht. So durfte ich nach sieben schönen Tagen auf dem Motorrad weitere sechs Tage stationär im Krankenhaus verbringen. Ein ungewöhnliches , nicht zu erwartendes Urlaubsende.

Nachthemd mit Lederhose und Stiefel - eine nette Kombination

Nun wieder zu Hause angelangt freue ich mich schon auf die nächste Tour.

Eventuell die Pyrenäen ?? Mal sehen ….

 

Mehr Fotos und ein Video gibt es in der Fotogalerie bzw unter Videos.

Hier die Route in Google Earth anschauen (*.kmz)
ACHTUNG ! Das Laden im Google Earth dauert estwas länger , wegen rund 50.000 aufgezeichneten Wegpunkten !

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